#5 Der Chihuahua und sein Image

In meinem Buch sowie auf meinen Social Media Profilen (@bonsay__ und @chihuahuaguide) spreche ich mich dafür aus, den Chihuahua wie einen richtigen Hund zu behandeln. Damit meine ich, dass ein Chihuahua genauso das Recht hat, mit anderen Hunden zu spielen, draußen die Welt zu erkunden und jederzeit selbst laufen zu dürfen. Ein Chihuahua will nicht in einem Kostüm durch die Gegend getragen werden geschweige denn auf ein Katzenklo gehen oder gegen seinen Willen jedem unter die Nase gehalten werden. Auch braucht ein Chihuahua genauso eine konsequente Erziehung und eine artegerechte Haltung wie jeder andere Hund auch.

Warum hat ausgerechnet der Chihuahua dieses „Schoß-Hündchen-Image“?

Celebrity-Stars wie Paris Hilton waren für diese Art der Haltung und damit auch für das Image von Chihuahuas bestimmt nicht ganz unverantwortlich. Aber auch wenn man in der Geschichte weiter zurückblickt, wurden die vermeintlichen Vorfahren der Chihuahuas – die Techichis – schon von den Tolteken als Gesellschaftshunde gehalten. Kaum eine andere Hunderasse hatte in der Geschichte das „Privileg“ als reiner Begleithund gehalten zu werden. Privileg in Anführungszeichen, weil die Techichis auch geopfert wurden oder sogar auf dem Speiseplan standen. Andere Hunderassen wurden in der Geschichte als Jagdgefährten gebraucht oder als Wachhunde eingesetzt. Diese enge Menschengebundenheit merkt man dem Chihuahua heute noch stark an. Die meisten Chihuahuas haben ihren Lieblingsmenschen und danach kommt erst einmal lange nichts…

Die Geschichte des Chihuahuas ist die eine Seite, warum genau der Chihuahua dieses Image hat. Die andere Seite ist wohl die Größe des Chihuahuas. Der Chihuahua gilt als die kleinste Hunderasse der Welt. Er hat zudem ein besonders niedliches Aussehen mit großen Kulleraugen. Das Aussehen verleitet manche Menschen dazu, den Chihuahua als Kind anzusehen. In manchen Kulturkreisen wird der Chihuahua als teilweise als Kinder-Ersatz gesehen und auch gerne verkleidet, im Kinderwagen herumgefahren und sogar im Restaurant mit an den Tisch gesetzt.

Durch diese Bilder halten sich die Vorurteile „Handtaschenhund“ oder „Schoßhündchen“ hartnäckig. Dass man seinen Chihuahua im Notfall nicht hochnehmen darf oder er nicht auch mal auf den Schoß klettern darf ist damit nicht gemeint. Das Problem dabei ist eher, dass manche Menschen glauben, dass Chihuahuas keine richtigen Hunde sind und diese auch nicht so behandelt werden müssen.

Wie wird ein Chihuahua zum Klischee?

Klar ist, dass auch wir unsere Chihuahuas als Familienmitglieder ansehen – das sind sie ja auch. Es ist zudem normal seinen Hund über alles zu lieben. Wie man diese Liebe und enge Bindung zum Chihuahua auslebt entscheidet am Ende jedoch jeder selbst. Meiner Meinung nach beweist man seinem Chihuahua seine Liebe am Besten dadurch, ihn größtenteils einen Hund sein zu lassen, denn am Ende ist er eben auch ein Hund. Werden Chihuahuas nicht wie Hunde behandelt sondern wie Kinder oder Puppen  können sie bereits im Welpenalter durch eine unpassende Haltung (wie zum Beispiel durch Verhätschelung, Herumtragen, Verkleiden) sehr schlecht auf ihr späteres Leben vorbereitet werden. Chihuahuas sind dann zum Teil schlecht sozialisiert und extrem ängstlich Neuem gegenüber.

Was ein Chihuahua machen sollte, ist draußen spielen, andere Hunde und Menschen kennenlernen und ihre Umgebung erkunden. Wenn diese Dinge ausbleiben oder der Chihuahua ständig nur getragen wird und unter die Nase von anderen Menschen oder gar Hunden gehalten wird, macht man sich nicht nur das Vertrauensverhältnis kaputt sondern bekommt einen ängstlichen und sozialunverträglichen kleinen Hund – da sind wir dann genau beim Klischee angekommen.

Wie der Chihuahua wirklich ist

Der Chihuahua ist ein Powerpaket, das viel Energie hat und diese loswerden möchte. Auch ist ein Chihuahua sehr intelligent und möchte ständig durch neue Aufgaben gefördert werden. Sogar gemütlichere Chihuahuas machen gerne mal bei einer Wanderung mit und viele Rassevertreter lieben Agility-Training oder das Apportieren. Zudem sind Chihuahuas unfassbar neugierig und wollen immer alles mitbekommen sowie draußen ständig Neues erkunden. Nur durch eine passende Haltung und Erziehung kann ein Chihuahua ein richtiger Hund sein – und genau dafür stehen wir auch.

Es ist also unerlässlich sich mit den Themen Haltung und Training auseinander zu setzen. Auch ist es sehr hilfreich mit seinem Chihuahua kommunizieren zu können und sich somit gegenseitig einschätzen zu können. Ein Chihuahua-Mensch-Team zu sein ist eine wunderschöne Erfahrung, was jedoch ein Prozess ist. Es kann Wochen oder sogar Monate dauern, bis man größere Erfolge erzielt – und erst im Laufe der Zeit wird man dann ein eingespieltes Team. Das ist jedoch kein Grund ungeduldig zu sein, denn genau dieser Prozess ist es ja, der so Spaß macht. Die vielen Aha-Momente, die man hat und sich beispielsweise denkt: Achso mein Chihuahua kommt beim Abruf draußen nur zu mir, weil es sich für ihn lohnt und nicht weil er mich so lieb hat (sorry für das Nehmen dieser schönen Illusion). Denn so eng die Bindung zum kleinen Vierbeiner auch sein mag, Chihuahuas sind – wie jeder andere Hund auch – ein Stück Natur und tun das, was sich für sie lohnt. Wenn es sich für ihn nicht lohnt zu mir zu kommen beim Abruf, wird er auch nur dann kommen, wenn er Lust hat.

Zum Abschluss möchte ich jetzt noch danke sagen. Danke, dass du diesen Artikel zu Ende gelesen hast und danke, dass Du Dich für die artgerechte Haltung von Chihuahuas interessierst und Dein Bestes gibst, auch Deinem Chihuahua ein richtig tolles Hundeleben zu ermöglichen. Denn nur gemeinsam können wir das Image von Chihuahuas verbessern.

Vielen Dank an die wunderbaren Instagram-Accounts @galthechihuahua @winniethechii @chihuahua_rennsemmel @schnuffi_chi (von oben nach unten) für die tollen Bilder, die sie zum Teil extra für diesen Blogartikel aufgenommen haben / Thank you for your help and your nice pictures.

Herzensempfehlung: Ein weiterer toller Blog, in dem es um kleine Hunde geht, ist der Blog von der lieben Franzi von Misspawsome. Besucht sie gerne mal, denn sie setzt sich für eine gleiche Behandlung von kleinen Hunden ein. Auch gibt sie tolle Anregungen, Tipps und Inspirationen für den gemeinsamen Alltag mit Hund.

xoxo

Lisa & Bonsay