12. Dezember 2020

#8 Bellen an der Leine abgewöhnen

Viele Chihuahua- und Kleinhundebesitzer haben mit dieser Thematik zu kämpfen. Man möchte einfach entspannt spazieren gehen und dann kommt ein fremder Hund um die Ecke und der kleine Vierbeiner rastet total aus. Das liegt zum einen daran, dass kleine Hunde oft schlechte Erfahrungen mit anderen Hunden gemachten haben, da sie körperlich einfach unterlegen sind. Meist reicht auch schon eine unangenehme Begegnung aus und der kleine Vierbeiner ist skeptisch gegenüber anderen Hunden. Es kann aber auch an fehlendem Sozialisierungstraining liegen, da man mit kleinen Hunden aufgrund der eigenen Angst häufiger Hundekontakt meidet als mit größeren Hunden.

Die Ursache liegt also darin, dass kleine Hunde oft zu wenig oder sogar schlechte Erfahrungen mit anderen Hunden gemacht haben. Aus Unsicherheit oder Angst wird dann schon aus der Entfernung kräftig gebellt, was dann so viel heißen soll wie „komm du uns bloß nicht zu nah! Schau mal wie laut und gefährlich ich bin!“ Das Bellen ist in diesem speziellen Fall fast immer Abwehr.

Was wir alles probiert haben 

Mit Bonsay habe ich was Leinenpöbeleien angeht bereits eine lange Reise hinter mir. Nachdem er mit sechs Monaten von einem Hund angegriffen wurde, hat er die meisten Hunde, die ihn an diesen Hund erinnert haben, angebellt – vor allem wenn er angeleint war. Für mich war das allerdings keine Option, dass wir beide jedes Mal total gestresst vom Gassigehen zurückkommen. Ich habe mit Bonsay eine Verhaltenstherapie gemacht sowie mit Schreckreiz oder Schimpfen versucht ihm das Bellen abzugewöhnen. Nichts davon hat für uns funktioniert. Erst als ich verstanden habe, warum Bonsay bellt, hat sich für mich alles verändert.

Schritt 1: Leinenkontakt unterbinden 

Zunächst einmal ist es ein großer Unterschied, ob Hunde an der Leine Kontakt haben oder im Freilauf. Eine Leine ist der verlängerte Arm zum Besitzer und der Hund hat damit noch mehr Sicherheit beim Pöbeln, da der Besitzer ja quasi hinter ihm steht. Das Risiko dafür, dass ein Hund pöbelt ist im Freilauf viel geringer. Es ist deshalb ein wichtiger erster Schritt zu sagen, grundsätzlich Hundekontakte an der Leine zu verhindern. Um das aber auch realisieren zu können, ist es extrem wichtig, dass dein Hund trotzdem weiterhin Hundekontakt haben kann. Das sollte jedoch zuvor mit dem anderen Hundebesitzer abgesprochen werden und bevor die Hunde Kontakt haben, sollten beide abgeleint werden. So reduzierst du nach und nach den Stresspegel deines Hundes, wenn ein anderer Hund vorbeigeht. Dein Hund wird mit der Zeit lernen, dass es jetzt an der Leine sowieso keinen Kontakt und damit auch nichts zu befürchten gibt.

Schritt 2: Ich bin der Chef

Der zweite und wichtigste Schritt, deinem Hund das Pöbeln an der Leine abzugewöhnen ist, ihm verständlich zu machen, dass er an der Leine rein gar nichts zu regeln hat. Das übernimmst alles du für ihn. Als ich angefangen habe, Bonsay das beim Gassigehen zu vermitteln, ist es mit dem Bellen an der Leine endlich besser geworden. Wir sind noch nicht bei 100 % angelangt aber bei 90 %. Ich erkläre dir jetzt, wie ich dabei vorgehe.

Ich achte beim Gassigehen immer sehr darauf, ob uns andere Hunde entgegenkommen. Somit signalisiere ich Bonsay schonmal, dass er entspannt schnüffeln kann und ich ihn bewache. Wenn ich einen Hund sehe, nehme ich Bonsay umgehend auf meine vom anderen Hund abgewandte Körperseite, halte ihn an der kurzen Leine und blockiere ihn mit meinen Füßen und Beinen, sodass er auf dieser Seite bleiben muss. Auch versuche ich so viel Abstand wie nur möglich zwischen uns und dem anderen Hund einzuhalten. Am Anfang wird dein Hund trotzdem noch versuchen in die Nähe des anderen Hundes zu kommen und ihn anzubellen. Damit das Blockieren gut funktioniert, ist nämlich einiges an Übung erforderlich. Wenn dein Hund extrem gestresst ist, wenn ein anderer Hund kommt, gehe am Anfang am besten auf die andere Straßenseite oder mache den Bogen so groß wie möglich. Bei manchen Hunden geht es recht schnell, innerhalb von einer Woche und bei anderen Hunden dauert es etwas länger, bis sie verstehen, dass von dem anderen Hund keine Gefahr ausgeht und du die volle Kontrolle über die Situation hast.

Wichtig ist, dass du deinen Hund jedes Mal lobst, wenn er nicht gebellt hat. Es kann auch vorkommen, dass ihr anderen Hundebesitzern beim Gassigehen begegnet, die zwar sehen, dass ihr keinen Kontakt wollt und trotzdem ihren Hund zu euch hinlassen wollen. Hier ist Kommunikation ganz wichtig! Sagt zu ihnen, dass ihr gerade trainiert und ihr keinen Hundekontakt wollt. Die meisten Menschen können das gut nachvollziehen. Sobald der andere Hund weg ist, gehe direkt zu deinem Hund runter, streichle ihn ausgiebig und gib ihm ein großes Leckerli. Das untermauert sein Gefühl, dass er sich richtig verhalten hat. Achte vor allem auch auf deine eigene Körperhaltung, wenn ein anderer Hund an euch vorbeigeht. Versuche selbstbewusst, fokussiert aber dennoch gelassen deinen Hund an ihm vorbeizuführen. Dein Hund wird nämlich spüren, ob du unsicher oder selbstbewusst bist.

(A) Dieses Bild gilt es beim Gassigehen zu vermeiden

(B) Achte bei Hundekontakt darauf, dass dein Hund auf deiner dem anderen Hund abgewandten Körperseite läuft

Von A nach B

Anhand dieser Bilder kannst du den deutlichen Unterschied erkennen. Nicht nur die ganze Szene ist anders, sondern auch die Haltung deines Hundes. Hat er wie auf Bild A das Gefühl, dass er sich selbst und dich beim Gassigehen beschützen muss, ist seine Köperhaltung viel angespannter und auf Konfrontation gepolt. Dies denkt dein Hund, wenn er vor dir an der Leine ziehen kann. Merkt dein Hund hingegen wie auf Bild B, dass du die Kontrolle hast und ihn beschützt, wird er (mit der Zeit) viel entspannter und das Bellen nach und nach ganz ablegen. Dies vermittelst du deinem Hund eben dadurch, dass du ihn an der kurzen Leine auf deine freie Seite führst und somit die Blockade zwischen ihm und dem anderen Hund symbolisierst.

Probiere einfach mal aus, ob diese Methode für euch funktioniert und lass‘ es uns sehr gerne wissen. Wir sind gespannt, ob bei euch auch so positive Veränderung eintreten.

Impulskontrolle gegen Stress

Zu guter Letzt kannst du mit deinem Hund noch die Impulskontrolle trainieren. Dazu habe ich hier mal einen Post gemacht. Du kannst natürlich auch einen Ball werfen oder mit einem anderen Hund spielen, während dein Hund ruhig sitzen oder liegen bleiben soll. Die Impulskontrolle ist eine tolle Trainingsgrundlage für gestresste Hunde.  

Viel Spaß beim Üben & gutes Gelingen ihr Lieben

Lisa & Bonsay